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Die Story von Schneider-Leichtbau -

in Relation zu den Erzeugnissen für den pharmzeutischen Reinraum

Die Spur beginnt irgendwo in den 1950er Jahren, sagen wir in 1957: Damals baute man Regalsysteme für die Lebensmittel-Industrie und den Lebensmittel-Distributionshandel. Die Nachfrage verlagerte sich in Richtung Kühlhäuser. Dort fehlte es jedoch an geeigneten Paletten.

In 1962 schneiderte man die ersten Aluminium-Paletten, um in Kühlhäusern die hygienisch fraglichen Holzpaletten abzulösen. Der Funke sprang über auf die Pharmaindustrie und so begann diese bemerkenswerte Reise im Kielwasser der Pharmaindustrie.

Schneider ist am besten beschrieben als eine Schweiß-Manufaktur. Geniale Erfindungen und Produktionsweisen standen im krassen Widerspruch zu einer sub-industriellen Fertigung, den Werkstatt-Charakter konnte man nicht ablegen. So sehr ich es anders wünschte, nur in der Blütezeit in den 1980er und 1990er Jahren war „Industrie“ in Reichweite, sonst war es bei „Manufaktur“ gebleiben.

Die „Schneider-Schweiss-Manufaktur“ hat – und das ist der rote Faden durch die Jahrzehnte – immer Metalle zugeschnitten, umgeformt und wieder zusammen geschweisst. War es noch Normalstahl beschichtet für die Kühlhausregale, so erfolgte über die Jahre die Umstellung auf ausschliesslich Aluminium und Edelstahl. Insofern wurde ganz modern den Anforderungen des Marktes Rechnung getragen; leider vielleicht auch zu extrem, wie sich von zeigen wird…

Als der Lebensmittelhandel die unhygienischen Holzpaletten für die Kühlhäuser ersetzen wollte, ging Schneider - damals noch als oHG -dazu über, Aluminiumprofil auf Gärung zu schneiden und mit Sprossen wieder zusammen zuschweissen, sodass ein Palettendeck entstand. Die Sprossen konnten unterschiedliche Anzahlen oder Breiten haben und quer oder längs ausgerichtet sein. Später sollten die Decks von zwei Schweissrobotern hergestellt werden.
Die Bodengruppe – bestehend aus einfachem Vierkantrohr 80mm, oder Trapezprofil oder Vierkantrohr längs, mit und ohne Mittelunterstützung, mit durchlaufender oder halber Kufe oder mit Gussfüssen – wurde noch hinzugefügt und fertig war die Palette. Insgesamt hatte Schneider 2.500+ aktive Artikelnummern für Alu-Paletten, dazu nochmals 400 für Edelstahl-Paletten, zuzüglich inaktiver Artikeln. Die hohe Anzahl an unterschiedlichen Paletten ist nicht positiv beeindruckend, zeigt sie doch, dass man sich von Standardisierung sehr weit entfernt hatte.

Von den Kühlhäusern des Lebensmittelsektors sprang die Alu-Palette über zur Pharmaindustrie, die in den 1960er und 1970er anfing aus ihren neuen, modernen Reinräumen die Holzpaletten zu verbannen. Kunststoffpaletten waren zu der Zeit noch keine Konkurrenz, genau so wenig wie Wettbewerber aus Südost-Europa oder Asien. Beide sollten allerdings immer stärker werden und bis etwa 2010 den Markt an sich reißen. Highlights waren immer wieder die Ausstattung von automatischen Pharma-Hochregallägern, natürlich nur insofern auch auf Alu-Paletten gelagert wurde.

Die Frage ließ nicht lange auf sich warten: Womit sollte die Pharmaindustrie nun die Alu-Paletten im Reinraum bewegen? Schneider sprang auch hier bei und entwickelte wiederum eine Produktreihe, die es zuvor nicht gab, nämlich Flurförderzeuge, die nicht aus beschichtetem Normalstahl und seiner Rostanfälligkeit bei Verletzung der Beschichtung bestanden.
Der erste Wurf war ein Handhubwagen aus Aluminium. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Materialstärke überwältigen war im Vergleich zum festeren Edelstahl.
Der zweite Wurf mit Edelstahl 1.4301 / V2A war erfolgreicher: Es wurde der Gabelhandhubwagen ROBUSTO 2300 von Grund auf neu konstruiert. Es gab nie, auch nicht bei den anderen Schneider-Geräten, ein „Brüderchen“ oder „Schwesterchen“ aus Normalstahl, wie es bei den Massenherstellern von Hubwagen der Fall ist.

Der ROBUSTO 2300 war der Startpunkt für eine ganze Familie von Edelstahl-Flurförderzeugen:
- Es gab einmal die Reihe der Hubwagen wie den Maxi-Lift mit 210mm Hub, diverse Sonderformen und Adaptionen sowie die Entwicklungslinie der Wiegehubwagen ROBUSTO Prima, Comfort und Ultra. Dies sind alles Handhubwagen mit der gleichen / ähnlichen Hydraulik mit 110/210mm Hub.
- Zum anderen die Reihe der höher hebenden Geräte, die man schon als Lifter bezeichnen kann. Diesen ist eine Abwandlung der Hydraulik der Hubwagen gemein, die Hubhöhen von 720/1000mm ermöglicht. Da sie alle eine Deichsel haben, fahren sie sich wie Hubwagen. Bei manuellen Heben geschieht das Pumpen ebenso über die Deichsel, hingegen bei elektrischem oder pneumatischem Heben per Knopfdruck.
- - Der Scherenhubwagen SH 1000 sieht abgesenkt dem Hubwagen sehr ähnlich, angehoben tritt die Schere deutlich in den optischen Vordergrund.
- - Der Hochhubwagen HHW 600 fällt durch seinen mächtigen Doppelturm sofort auf. Er ist das einzige Gerät welches für das Fahren bei gehobener Lasten herstellerseitig freigegeben ist.
- - Der Fasslifter FL 350 ist der dritte in dieser Reihe. Es gibt ihn mit vielen – auch kundenspezifischen – Anbauten. Neben den Fasshandling-Anbauten GBK und ST sind auch Gabeln, Plattformen und Galgen denkbar, sowie Sonderbauten.

Die schlanken Lifter ohne Deichsel FL 70 und FL 120 arbeiten mit einem Zahnriemen und das Heben kann mit den Antriebsarten manuell, elektrisch oder pneumatisch erfolgen.

Daneben wurden auch fremd-hergestellte Geräte vertrieben. Allen ist jedoch die Ausrichtung auf die Hygieneanforderungen des pharmazeutischen Reinraums gegeben.

1975 wurden Firmenname und Rechtsform abgewandelt von Schneider oHG in Schneider-Leichtbau-GmbH, die Adresse blieb bis zuletzt unverändert: In den Kirchenmatten 54, 79110 Freiburg.

Mit der zunehmenden Marktsättigung in Mitteleuropa, wenig Pharma-Neubauten, abnehmendem Exportmöglichkeiten und Stagnation in Pharma-fremden Bereichen kam es 2011 und 2021 zu Insolvenzen. Die Erste wurde mit dem Einstieg der LKE Group noch überwunden und danach würde als LKE Schneider Leichtbau GmbH firmiert. Die Zweite infolge der Corona-Pandemie führte zu einem definitiven Ende. Die Maschinen sind verkauft, das Gebäude geräumt und das Gelände an den Eigentümer zurückgegeben. Ende. Schluss. Aus.

Auch wenn die Reise so endet, so waren es knapp 60 zumeist erfolgreiche Jahre von Vertrieb und Service an die Pharmaindustrie in Deutschland und weltweit. Auch heute noch sieht man viele Geräte und noch viel mehr Paletten von Schneider in den Reinräumen dieser Welt.

Ersatzteile gibt es noch bei der Firma EAP Lachnit, dort auch ähnliche Neugeräte. Bitte sprechen Sie mich an.

Eigener Text - 2022-04-05



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